Piriformis & Ischiasbeschwerden
Der Piriformis wird in der Literatur sehr oft als Ursache von Ischiasbeschwerden genannt. Falls Sie unter Ischiasbeschwerden leiden sollten, kann es verschiedene Ursachen für diese Schmerzen geben. Im Artikel über Ischiasbeschwerden konnten Sie alles darüber lesen. Hier beleuchten wir nun eine der Ursachen: Das Piriformis-Syndrom.
Das Piriformis-Syndrom ist manchen Quellen zufolge eine der häufigsten Ursachen von Ischiasbeschwerden. Es entsteht, wenn Druck auf den großen Beinnerv (den Nervus Ischiadicus) ausgeübt wird.
Dieser Druck stammt, Sie können es sich sicher bereits denken, vom Piriformis-Muskel. Es handelt sich dabei um den Muskel, der vom oberen Ende des Oberschenkels zum Becken verläuft. Dieser Muskel verbindet Oberschenkel und Hüftgelenk. Der Nervus Ischiadicus verläuft zwischen dem Piriformis-Muskel und dem Beckenknochen nach unten.
Wenn das Becken aus irgendeinem Grund in eine falsche Position gerät, wird der Nerv zwischen dem Piriformis-Muskel und dem Becken eingeklemmt. Bei einer normalen Körperhaltung verfügt der Nerv über genügend Platz. Falls der Nerv jedoch gequetscht wird, sendet er Schmerzsignale. Diesen Schmerz spüren Sie dann.
Piriformis und Ihr Becken
Das Problem rührt also von Knochen her, die sich nicht in der richtigen Position zueinander befinden. Dazu kommt es durch ein Ungleichgewicht der Muskeln, die von verschiedenen Seiten an den Knochen ziehen, d.h. der eine Muskel zieht kräftiger als der andere...
Die Muskeln auf der Vorderseite Ihres Körpers brauchen eigentlich nicht so kräftig am Becken zu ziehen wie die Muskeln auf der Rückseite. Dies gilt für alle Muskeln, die mit einem Körperteil verbunden sind.
Bei Sprintern beobachten wir z.B., dass eine Reihe von Muskeln im Oberschenkelbereich sehr stark ausgebildet sind. Wir finden bei ihnen auch häufig ein nach vorne gekipptes Becken, da ihre Oberschenkelmuskeln so kräftig und die entgegengesetzten Muskeln eben nicht so stark ausgeprägt sind.
Sie erkennen hier, dass ein sehr hohes Trainingsvolumen eine falsche Haltung verursachen kann. Doch auch ein viel zu geringes Trainingsvolumen (d.h.: nicht ausreichende Bewegung) kann zu einer falschen Haltung mancher Körperteile führen.
Beugen Sie Ischiasbeschwerden vor - Bewegen Sie sich
Untersuchungen zeigen nämlich, dass bestimmte Muskeln, falls der Körper nicht häufig genug alle ihm möglichen Bewegungen ausführt, aufhören, ihre Arbeit auszuführen.
Ein Beispiel: Falls Sie den ganzen Tag am Computer sitzen, führen Sie mit Ihren Armen normalerweise nur ein sehr eingeschränktes Repertoire an Bewegungen aus.
Sie beugen sich nur ein kleines bisschen von links nach rechts und von oben nach unten. Vergleichen Sie das einmal mit einem Fensterputzer, der sich vollständig nach oben, unten, links und rechts streckt.
Zu wenig Bewegung - Quelle von Rückenbeschwerden
Der PC-Arbeiter oder die PC-Arbeiterin gehen somit das Risiko ein, dass bestimmte Muskeln im Schulter- und Nackenbereich nicht mehr richtig arbeiten. Als Folge davon hängen die Schultern und der Kopf mehr und mehr nach vorne. Schauen Sie sich einmal in Ihrer Umgebung um, wie viele Menschen eine solche Haltung einnehmen.
Aber ist es nicht sonderbar, dass es Menschen gibt, die sehr durchtrainiert sind und doch keinerlei Schmerzen verspüren, während dies bei anderen Sportlern sehr wohl der Fall ist? Und genauso gibt es Menschen, die untrainiert sind und unter Schmerzen leiden, während andere, die sich ebenso wenig bewegen, keinerlei Probleme haben. Wie lässt sich das erklären?
Der Piriformis kann also eine Ursache für Ischiasbeschwerden sein, doch gibt es anscheinend noch weitere Faktoren. Sollten Ihre Rückenschmerzen mit dem Piriformis-Syndrom zu tun haben, ist es also wichtig, auch diese anderen Faktoren zu untersuchen, z.B. wie gut Ihre Körperhaltung ist (1), ob möglicherweise Triggerpunkte vorhanden sind, die die Schmerzen verursachen (2) oder ob vielleicht doch psychologische Ursachen vorliegen (3).
Im Folgenden gehen wir kurz auf diese drei Faktoren ein.
1) Ihre Körperhaltung und Ischiasbeschwerden
Wenn Ihr Körper eine falsche Haltung annimmt, Ihre Haltung also nicht gut ist, dann ist es notwendig, bestimmte spezifische Bewegungen auszuführen, die Ihre Muskeln aktivieren und Ihren Körper wieder in die richtige Position zurückführen. Diese unterscheiden sich grundlegend von den üblichen Muskel- oder Rückenübungen.
Viele Menschen machen den Fehler, eifrig Übungen und Bewegungen zu absolvieren, ohne genau zu wissen, welche Bewegungen überhaupt gut für sie sind. Wenn gewisse Muskeln nicht mehr richtig arbeiten, werden meist Übungen mit den falschen Muskeln ausgeführt, die die Störung eher verstärken als verringern. Daher ist es so wichtig, dass Sie die richtigen Übungen absolvieren. Im Basisbuch von Rueckenschmerzweg finden Sie genau diese Übungen.
Aber Sie können Ihre Haltung auch ganz ohne Übungen verbessern. Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie dies anstellen, empfehlen wir Ihnen das Buch 'Checkliste Achten Sie auf Ihre Haltung', ebenfalls auf unserer Bestellseite zu beziehen.
2) Triggerpunkte
Triggerpunkte sind Knötchen in den Muskeln bzw. dem Bindegewebe, durch die sich die Muskeln konstant in einem Zustand der Kontraktion befinden. Dies ist ebenfalls eine mögliche Ursache einer falschen Position Ihres Beckens und Rückens. Dies erklärt z.B. den Umstand, dass Menschen einen Unterschied in ihrer Beinlänge festzustellen glauben.
In den meisten Fällen sind die Knochen im linken und rechten Bein exakt gleich lang, doch die Hüfte oder das Becken steht etwas schief. Durch den Schiefstand der Hüfte oder des Beckens scheint ein Bein länger als das andere zu sein.
Untersuchungen in den USA haben bei mehr als 80% der Menschen mit Rückenbeschwerden einen Schiefstand des Beckens festgestellt, der durch ein aus dem Lot geratenes SI-Gelenk verursacht wird. Und ein Fehlstand Ihres SI-Gelenks führt zum Entstehen von Triggerpunkten, die in der Folge ihrerseits Ausstrahlungsschmerzen an anderen Stellen Ihres Körpers verursachen.
Die Triggerpunktforschung lässt darauf schließen, dass die ertastbaren Knötchen in Ihrem Bindegewebe sauerstoffarm sind und gerade dieser Sauerstoffmangel wiederum mit der Verkrampfung und den Schmerzen in Zusammenhang steht.
Grund genug dafür, Ihre Muskeln und Ihren Körper beweglich zu halten. Nach einigen wenigen der Übungen des RueckenschmerzWeg-Programms sollten Sie bereits feststellen, dass Ihre Triggerpunkte verschwinden, da ihre Ursache beseitigt wird. Triggerpunkte entstehen durch eine Fehlbelastung der Muskeln und werden durch diese auch am Leben erhalten. Wenn Sie also für eine richtige Belastung Ihrer nun besser trainierten und flexibleren Muskeln sorgen, verschwindet ein Großteil der Probleme von selbst.
Doch nicht immer verschwinden Triggerpunkte von selbst wieder, und in diesen Fällen kann eine Triggerpunkttherapie für Abhilfe sorgen. Wir befürworten jedoch eine Selbsthilfetherapie für Triggerpunkte.
3) Psychologische Ursachen
Eine muskuläre Veränderung kann auch durch das Gehirn hervorgerufen werden. Dies ist die bekannte Therorie des Dr. Sarno aus den USA. Wenn eine Person bestimmte Ereignisse miterlebt, diese aber nicht richtig verarbeitet, kann sich dies zu einem späteren Zeitpunkt körperlich äußern. Darin kann eine Ursache z.B. für Rückenschmerzen liegen.
Kurz gefasst bedeutet dies z.B., dass Sie sich Aufgaben "aufhalsen", die Sie lieber vermeiden möchten, oder Sie zu wenig Wertschätzung erfahren und feststellen, dass eine immer größere Last auf Ihren Schultern lastet. Wenn Sie dann nicht in der Lage sind, etwas an dieser Situation zu verändern, darüber zu sprechen oder Ihre Unzufriedenheit zu äußern, eilt Ihnen Ihr Körper mit Schmerzen zur Hilfe. Eine sonderbare Art, Ihnen zur Hilfe zu eilen, denken Sie vielleicht. Wie kann Schmerz Ihnen denn helfen?
Rückenschmerzen sind bei dieser Betrachtungsweise eigentlich ein versteckter Segen. Ihr eigener Körper will Ihnen etwas mitteilen, und er kann dies nur durch die Abgabe von Schmerzsignalen wirkungsvoll tun. Wenn Sie diese Schmerzsignale beachten, kann Ihr Körper aufhören, diese Signale zu senden, und der Schmerz verschwindet wieder.
In der Praxis scheint es manchen Menschen tatsächlich gut zu tun, zu ergründen, was der Körper ihnen mitteilen will. Doch in vielen Fällen liegen auch erkennbare Probleme, z.B. auf dem Gebiet der Körperhaltung, vor, durch die die Beschwerden verursacht wurden.
Interessant ist sicherlich, dass hier eine Art Wechselwirkung am Werk zu sein scheint: Eine Person, die auf physischer Ebene ihren "Kopf hängen lässt", scheint dies oft auch auf mentaler Ebene zu tun. Und eine Person, die mit einer Situation nicht mehr fertig wird, lässt gerne den Körper in sich zusammensacken und nimmt eine schwache Körperhaltung an.
Umgekehrt funktioniert dies auch. Wenn Sie lernen, aufrecht zu stehen und zu sitzen, erhält Ihr Unterbewusstsein ebenfalls ein Signal, nämlich dass es angebracht ist, Rückgrat zu bewahren. Und wenn Sie einmal nein sagen müssen, werden Sie feststellen, dass dies mit einem aufrechten Rückgrat deutlich einfacher ist.
Rueckenschmerzweg: Das Komplettprogramm
Zusammenfassend können wir also sagen, dass nicht immer eindeutig ist, woher Ischiasschmerzen genau herrühren. Doch alle Untersuchungen deuten inzwischen darauf hin, dass es wichtig ist, eine gute Körperhaltung anzunehmen, dass Ihnen trainierte und bewegliche Muskeln gut tun, und dass Sie sich mit gesunden Bandscheiben besser fühlen.
Daher basiert das Rueckenschmerzweg-Programm auf den folgenden Pfeilern: Geeigneten Übungen, einer besseren Körperhaltung und der Pflege der Bandscheiben.
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