Geheimnisse eines gesunden Rückgrats
Um zu verstehen, wie ein gesunder Rücken funktioniert, ist es hilfreich, zunächst mehr über den Rücken, und speziell das Rückgrat, zu lernen. Ohne ein Rückgrat würden wir - buchstäblich - in uns zusammenfallen. Ohne es können wir nicht leben.
Wenn Sie möchten, dass Ihr Rücken (wieder) gesund wird - und das wünschen Sie sich sicherlich, sonst wären Sie nicht auf diese Seite aufmerksam geworden - müssen Sie erst verstehen, wie der Rücken funktioniert.
Vielleicht absolvieren Sie schon seit Jahren Übungen oder befinden sich in Behandlung und haben bis heute doch eigentlich keinen wirklichen Fortschritt verzeichnen können. Nun, da sind Sie nicht der Einzige!
In der Praxis zeigt sich nämlich, dass viele Behandlungsmethoden für den Rücken nur wenig oder gar keine Resultate zeitigen. Es ist sicher nicht sonderlich ermutigend, dies zu hören. Sie befinden sich seit Jahren in einer Rückentherapie, und doch kehren Ihre Beschwerden immer wieder zurück. Hört das denn niemals auf?
Natürlich müssen Sie etwas dafür tun, wenn Sie einen gesunden Rücken zurückgewinnen oder Ihren Rücken von vornherein gesund erhalten möchten. Das ist nur logisch. Von selbst geschieht dies meist nicht.
Aber dazu müssen Sie natürlich wissen, was Ihnen hilft und was nicht...
Um dies herauszufinden, ist ein besseres Verständnis für die Funnktionsweise des Rückens sehr hilfreich. Im folgenden werde ich versuchen, mit einfachen Worten zu beschreiben, wie das Rückgrat aufgebaut ist. Lesen Sie ruhig zunächst einmal diese Beschreibung. Danach werde ich darlegen, warum manche Übungen keinerlei Resultate zeitigen (so sehr Sie sich auch anstrengen...).
Wirbel und Bandscheiben
Unser Rückgrat besteht aus 25 Wirbeln, die übereinander angeordnet sind. Zwischen den Wirbeln befinden sich die Bandscheiben. Zwei übereinander liegende Wirbel, verbunden durch eine Bandscheibe, bilden ein Gelenk.
Die Bandscheiben haben drei wichtige Aufgaben:
- sie verbinden die Wirbel miteinander
- sie sorgen für eine Federung
- sie ermöglichen das Vornüberbeugen und Drehen der Wirbelsäule. Die Wirbel sind nicht nur durch die Bandscheiben miteinander verbunden. Es gibt auch eine Reihe von Bändern, die von Wirbel zu Wirbel verlaufen. Die Gelenke des Rückens werden also von Bändern umgeben.
Bis vor kurzem nahm man an, dass die Bänder des Rückens sehr stabil seien und die Wirbel, in Verbindung mit den Bandscheiben und den sie umgebenden Bändern, für die Kraft und Stabilität des Rückgrats sorgten.
Ich sage bewusst bis vor kurzem, da neuere wissenschaftliche Untersuchungen zu neuen Erkenntnisse geführt haben.
Zwei amerikanische Studenten haben z.B. untersucht, welche Kraft auf das Rückgrat eigentlich einwirken darf, bevor es Schaden nimmt.
Das Ergebnis?...
...9 kg waren schon ausreichend, um große Schäden am Rückgrat zu verursachen. 9 kg!
Wenn dies zutrifft, ist das Rückgrat also bei weitem nicht so stark und stabil wie lange angenommen wurde. Schon alltägliche Aktivitäten wie Sitzen und Laufen üben Kräfte auf das Rückgrat aus, die diese 9 kg weit übersteigen. Liegen z.B. übt eine Kraft von 25 kg aus; Stehen 50 kg und Sitzen 140 kg.
Das bedeutet also, dass unser Rücken den ganzen Tag Hilfe benötigt, damit es nicht zu Verletzungen kommt. Diese Hilfe erhält er von den ihn umgebenden Muskeln.
Die Rückenmuskeln
Damit unser Rücken richtig funktioniert, benötigen wir zwei Arten von Muskeln:
- Muskeln, die die Bewegung des Rückgrats unterstützen
- stabilisierende Muskeln, die die Bewegung des Rückgrats kontrollieren
Diejenigen Muskeln, die seine Bewegung unterstützen, sind lang, groß und stark und umspannen einen großen Teil des Rückens. Sie ermöglichen es uns, aufrecht zu stehen und uns vornüber zu beugen.
Die kontrollierenden, stabilisierenden Muskeln sind kleine und große Muskeln, die sich tiefer im Inneren des Rückens befinden. Die kleinen Muskeln verlaufen von Wirbel zu Wirbel sowie kreuz und quer. Jeder für sich ist recht klein, doch gemeinsam verfügen Sie über große Kraft. Vergleichen Sie sie vielleicht mit einem kleinen SatÈ-Spieß; einen dieser Spieße können Sie leicht brechen, aber ein ganzes Bündel von 50 nicht mehr.
Für einen gut funktionierenden Rücken müssen diese Muskeln, Bandscheiben und Bänder allesamt gut zusammenarbeiten.
Signale aus Ihrem Rücken...
Aus einer anderen wissenschaftlichen Untersuchung, der Australischen Methode zur Rückgratstabilisierung, geht hervor, dass die kleinen stabilisierenden Muskeln des Rückens eine äußerst wichtige Funktion übernehmen: Sie liefern dem Gehirn eine Rückmeldung über den Zustand der Wirbel.
Es stellte sich auch heraus, dass die Bandscheiben und die Bänder des Rückgrats voller Nervenenden sind, die ebenfalls Signale an das Gehirn übermitteln.
Beim Vornüberbeugen melden die stabilisierenden Muskeln, wie weit Sie sich gerade beugen. Auch die Bandscheiben und Bänder melden dies. Sobald die Bänder einen gewissen Punkt erreicht haben, teilen sie dem Gehirn mit, dass die bewegenden Muskeln kräftiger arbeiten müssen.
Die kleinen stabilisierenden Muskeln haben ebenfalls schon gemeldet, dass das Ende der Bewegung erreicht ist und dass von der anderen Seite in entgegengesetzter Richtung gezogen werden muss. Das Gehirn legt dann fest, dass Sie sich nicht weiter beugen können.
Die Steuerung all der bewegenden Muskeln benötigt eine unglaubliche Menge verlässlicher und rechtzeitiger Signale. Und genau an dieser Stelle treten beim Menschen hin und wieder Probleme auf...
Auf diese Weise kommt es dazu, dass eine dem Anschein nach simple Bewegung - Sie wollen sich vornüberbeugen, um etwas aufzuheben - schmerzhafte Folgen haben kann. Falls die kleinen stabilisierenden Muskeln kein geeignetes Signal erhalten haben, beteiligen sie sich einfach nicht an diesem Prozess.
Unbeabsichtigt wirkt dann eine Kraft auf das Rückgrat ein, die größer ist als die maximal 9 kg, die Ihr Rücken aushalten kann. Die Folge: Sie verspüren Rückenschmerzen.
Es zeigt sich also, dass die Verletzung einer Bandscheibe oder der Bänder des Rückens noch eine andere Folge mit sich bringt, dass nämlich deren Signalfunktion nicht mehr richtig funktioniert. Und als Folge davon werden die kleineren Muskeln nicht mehr in ausreichendem Maße aktiviert.
Eine Verletzung des Rückens führt also auch zu einer verminderten Signalübermittlung durch seine verschiedenen Bestandteile. Und wenn Ihr Gehirn keine brauchbaren Signale erhält, steuert es eine Reihe wichtiger Muskeln erst gar nicht an.
Dies erklärt gleichzeitig, warum Menschen, die einmal Rückenprobleme haben, meist unter wiederkehrenden Beschwerden leiden, und warum die meisten Behandlungsprogramme (z.B. Massagen) nicht helfen.
Falls jemand unter Rückenproblemen leidet, auf Röntgenaufnahmen aber keine Verletzung der Wirbel oder Bandscheiben zu erkennen ist, schloss man daraus, dass die Beschwerden wohl durch die umliegenden Muskeln verursacht werden mussten.
Und aus diesem Grund glaubte man, den Beschwerden durch Massagen und bestimmte Übungen abhelfen zu können. Die meisten dieser Übungen sind aber nicht auf diese tiefer liegenden Muskeln ausgerichtet...
Sie ahnen es sicher schon: Wenn Sie Resultate erzielen wollen, müssen Sie die richtigen Übungen absolvieren und damit die richtigen Muskeln aktivieren.
Auf Grundlage der oben genannten Untersuchung sind neue Behandlungsarten entwickelt worden, woran sich auch RueckenschmerzWeg.de beteiligt hat. In unserem e-Book finden Sie Übungen, die Ihnen helfen, diese tiefer liegenden Muskeln zu aktivieren.
Und wenn Sie, wie ich hoffe, nun die Zusammenhänge verstehen, motiviert Sie dies sicher, sich an die Arbeit zu machen. Mit Hilfe der richtigen Übungen, versteht sich!
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